Auspuff: Warum das Endrohr jetzt Designstück ist - WELT (2024)

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Ein Auspuffrohr rechts und eines links – früher war das ein klares Indiz dafür, dass im Motorraum ein V6- oder V8-Zylinder für den Antrieb sorgt. Mittlerweile jedoch ist diese Auspuffbauweise bei Fahrzeugen nahezu aller Klassen zu finden, oft in Verbindung mit einer insgesamt sportlichen Optik.

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Und auch das andere Extrem ist beliebt: Bei besonders umweltfreundlichen Modellen wie Hybridfahrzeugen verstecken die Autobauer den Auspuff komplett. „In Sachen Auspuff haben heute bei vielen Herstellern die Designer das Sagen, nicht mehr die Techniker“, sagt Carsten Graf vom ADAC.

„Bis in die 1990er-Jahre wurden die Abgasrohre nebst Schalldämpfern rechts und links unter dem Auto einfach nach hinten durchgeführt“, erklärt er. Inzwischen jedoch dient der Auspuff auch als Differenzierungsmerkmal.

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„Ein markantes Heck-Auspuff-Design soll für bestimmte Modellreihen stehen“, meint Graf. Vom Auspuff auf die Motorleistung zu schließen funktioniere also nicht mehr.

Was am Heck nach zwei getrennt verlaufenden Auspuffrohren aussieht, ist in der Realität zumeist nur ein Abgasstrang. „Vom Motor verläuft in der Regel ein Rohr nach hinten, das dann vor den Endauslässen auseinandergeführt wird“, erläutert Graf. Lediglich bei Fahrzeugen mit größeren Motoren gibt es noch zwei getrennte Auspuffrohre.

Diese Einschätzung bestätigt Christian Anosowitsch von Mercedes. „Die Bauart der Auspuffanlage hängt mittlerweile mehr mit der Ausstattungsvariante des Modells zusammen. Wer etwa ein AMG-Paket bestellt, legt auch Wert auf eine entspreche Auspuffoptik.“ Dabei spiele es auch keine Rolle, ob im Motorraum ein Diesel oder Benziner für den Vortrieb sorgt.

Eckig, verchromt und in die Heckschürze integriert

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Gleiche Optik für gleiche Pakete lautet die Devise bei Mercedes, was dazu führt, dass beispielsweise beim GLC die großen Endrohre bei Dieselmotoren konstruktionsbedingt nicht mit dem eigentlichen Auspuff verbunden sind.

„Hier werden die Abgase bereits vorher nach unten abgeleitet“, erklärt Anosowitsch. Die glänzenden Auspuffendstücke erfüllen hier nur noch eine Designaufgabe. Bei den Benzinern hingegen sind die Endstücke „aktiv“.

Der Supersportwagen aus den Emiraten

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Auch bei Audi spielt der Auspuff eine wichtige Rolle bei der Gestaltung des Fahrzeughecks. „Die Endrohre haben sich von einem zweckorientierten Element zu einem Designmerkmal entwickelt“, sagt Oliver Strohbach. Beim A7 etwa sind die Endstücke eckig, verchromt und komplett in die Heckschürze integriert. Technisch gesehen sei es jedoch unerheblich, ob ein Auspuff-Endstück eckig oder rund ist, „entscheidend ist die Durchflussmenge“.

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Leistungsstärkere Motoren erzeugten einen stärkeren Abgasstrom, der die Abgasanlage möglichst ungehindert durchlaufen sollte. Aber nicht alle Hersteller widmen dem Auspuff so viel Aufmerksamkeit.

Toyota etwa passt sich den Markttrends nur bei bestimmten Modellen an. „Der iQ etwa war sehr stylisch ausgerichtet, hier gab es den Auspuff auch doppelflutig oder sogar dreieckig“, sagt Toyota-Sprecher Thomas Heidbrink über den Kleinwagen.

Auch Toyotas Sportwagen GT 86 setzt mit großen runden Auspuffrohren rechts und links auf optische Effekte. „Beim GT 86 zieht sich die Zahl 86 durch den gesamten Wagen. Bohrung und Hub betragen 86 mal 86 mm, und auch die Auspuffendrohre messen exakt 86 mm im Durchmesser.“ Bei allen anderen Modellen sei der Auspuff hingegen nicht Bestandteil des Heckdesigns.

Der Auspuff ist zum Designobjekt geworden

Technisch notwendig sind die sichtbaren Endrohre am Heck nicht. Daneben könnte die gesamte Auspuffanlage theoretisch deutlich kürzer sein und müsste nicht von der Vorderachse bis zum Fahrzeugende reichen.

„Dies jedoch ist der Fall, um zu vermeiden, dass zum Beispiel durch Luftansaugung Abgase ins Fahrzeuginnere gelangen“, erläutert Gabriela Schoppe vom Automobilzulieferer Eberspächer. Beim Pkw befinde sich der Auspuff daher grundsätzlich am Heck, bei Kleintransportern hingegen mitunter auch bereits seitlich hinter der Fahrerkabine.

Geht es nach dem TÜV, muss der Auspuff ebenfalls nicht zu sehen sein. „Überstehen darf der Auspuffauslass auch nicht, er muss wenigstens bündig sein mit der Heckschürze“, so Graf.

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Als Designobjekt entdeckt haben die Hersteller den Auspuff erst, seit die Motoren deutlich weniger Schadstoffe herauspusten. „Vor rund 15 Jahren, als die Autos noch nicht so sauber waren, wurden die Auspuffrohre immer eher schamhaft nach unten weggeführt“, sagt Carsten Graf.

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Genauso wichtig wie die Optik ist der Klang der Auspuffanlagen. „Alle Hersteller sorgen mit geschickter Abstimmung von Reflexions- oder Absorbtionsdämpfern für den richtigen Sound“, weiß Graf. Besonders bei den Selbstzündern wird gerne nachgeholfen.

„Dieselfahrzeuge sind oft sehr leistungsstark, klingen aber vergleichsweise zurückhaltend“, sagt Schoppe. Um Aggregate akustisch aufzuwerten, beliefert Eberspächer Hersteller mit einer Technologie, die beispielsweise bei den Drei-Liter-Dieselmodellen für den passenden Klang sorgt.

Auch Toyota greift beim GT 86 in die Audio-Trickkiste: Hier leitet ein Soundgenerator die Geräusche aus dem Ansaugtrakt in den Innenraum. dpa

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